Protest für mehr Klimagerechtigkeit: Aula des Melanchthon-Gymnasiums besetzt

Protest für mehr Klimagerechtigkeit:

Aula des Melanchthon-Gymnasiums besetzt

Am Melanchthon-Gymnasium wurde am Dienstag die Aula besetzt. © Jonas Knorr
Am Melanchthon-Gymnasium wurde am Dienstag die Aula besetzt. © Jonas Knorr

Während Anhänger:innen der „Letzten Generation“ Straßen blockieren, ruft die Bewegung „End Fossil: Occupy!“ aktuell dazu auf, Bildungseinrichtungen zu besetzen. Auch Schüler:innen des Hellersdorfer Melanchthon-Gymnasiums haben eine symbolische Aktion für die internationale Kampagne #MayWeOccupy gestartet und am Dienstag ihre Aula in Beschlag genommen. Die Jugendlichen setzen sich für mehr Klimagerechtigkeit ein. Außerdem erheben sie eine Reihe von Forderungen für den Schulalltag. Der Leiter des Gymnasiums zeigte sich von der Besetzung ziemlich überrascht.

„Wir stecken mitten in einer Klimakrise und das ist keine Übertreibung, sondern Fakt. Wenn wir jetzt nicht handeln, wann dann?“, sagt Zehntklässlerin Emily Dittmann. Die 15-Jährige engagiert sich bei der Berliner Gruppe von „End Fossil: Occupy!“, die im Wesentlichen zwei zentrale Forderungen an die Politik hat: Verstaatlichung von Energiekonzernen und ein Schuldenschnitt für den globalen Süden, der besonders unter den Klimawandel-Folgen leidet. Emily findet, dass die Blockaden auf den Straßen längst nicht mehr ausreichen. Deshalb hat sie gemeinsam mit anderen Aktivist:innen und Mitschüler:innen die Protestaktion auf die Beine gestellt. Es wurden Banner gestaltet, Flyer erstellt und Leute mobilisiert. Um 8 Uhr startete die Besetzung.

 

Protestort ganz bewusst gewählt

Den Schüler:innen geht es darum, Bewusstsein für die Klimakrise zu schaffen – und zwar auch und vor allem in der Schule, „wo wir angeblich für unsere Zukunft lernen sollen“, bemerkt Emily. Daher sei die Wahl des Protestortes alles andere als willkürlich erfolgt. Die Beteiligten wollen, dass künftig Pflichtworkshops zu Themen wie „Dekolonialisierung und/oder Klimagerechtigkeit im globalen Süden“, „soziale Ungleichheit“ oder „Globalisierung und ihre Umweltfolgen“ durchgeführt werden. Denkbar sei auch die Erweiterung des Fächerkanons um ein „Ökofach“, in dem die Jugendlichen lernen, wie sie nachhaltiger leben und sich aktiv an der Bekämpfung des Klimawandels beteiligen können.

© Jonas Knorr
© Jonas Knorr

Schulen sollen Vorreiterrolle einnehmen

Auf der Mensa-Speisekarte soll täglich mindestens ein veganes Gericht stehen, weil das gut fürs Klima und dazu noch gesund sei. Außerdem fordern die „Schülis“ mehr regionale Produkte auf den Tellern. Überhaupt sollen die Bildungseinrichtungen eine Vorreiterrolle in Sachen Klimaschutz einnehmen. „Bis jetzt“, so die Kritik, „sind aber Schulen schlecht isoliert, heizen mit fossilen Brennstoffen und beziehen Strom aus fossilen Energien.“ Das sehen die Mitglieder von Fridays for Future Marzahn-Hellersdorf ganz ähnlich. Sie haben sich öffentlich mit der Protestierenden an der Melanchthon-Oberschule solidarisiert. FFF-Sprecher Jonas Knorr ist selbst Schüler des Gymnasiums. Er sagt: „Schon seit Jahren diskutieren wir mit dem Bezirksamt über Klimaschutz an Schulen, aber es passiert kaum etwas. Wenn selbst einfachste Maßnahmen wie die Einführung von konsequenter Mülltrennung Jahre brauchen, dann muss den Verantwortlichen gezeigt werden, dass es so nicht weitergehen kann.“

 

Besetzung von der Schulleitung geduldet

Der Forderungskatalog reicht aber weit über Klimathemen hinaus. Es geht auch um Diversität, selbstverwaltete Räume und psychische Gesundheit. Schulleiter Jörg Spieler teilte der „Hellersdorfer“ auf Nachfrage mit, dass ihn die Aktion überrascht habe. „Ich hatte davon keine Kenntnis.“ Grundsätzlich finde er es gut, wenn sich junge Menschen engagieren. Allerdings würden ihm die Forderungen sehr unsystematisch und wenig strukturiert erscheinen: „Da wird die Entschuldung des globalen Südens mit Lützerath und fehlenden Hygieneartikeln auf den Schultoiletten in einen Topf geworfen. Das kann Schule nicht leisten und dafür ist auch hier nicht der Ort.“ 

 

Nach einer Unterredung mit den Initiator:innen aber duldete Spieler die Besetzung der Aula bis nachmittags um 15 Uhr. In der Zeit wurde dort unter anderem ein Klima-Workshop angeboten. Auf eine ursprünglich geplante Demonstration verzichteten die Jugendlichen. Zu den umsetzbaren Forderungen wollen Schulleiter und Schüler:innen weiter im Gespräch bleiben.