Mann aus Marzahn für mutige Rettungsaktion ausgezeichnet

Marcel Höfner wurde die Erinnerungsmedaille verliehen

Mann aus Marzahn für mutige Rettungsaktion ausgezeichnet

V. l. n. r.: Stadträtin Juliane Witt, Celina, Juliana Reimer, Marcel Höfner, Bezirksbürgermeisterin Nadja Zivkovic, Stadträtin Heike Wessoly, Stadtrat Stefan Bley
V. l. n. r.: Stadträtin Juliane Witt, Celina, Juliana Reimer, Marcel Höfner, Bezirksbürgermeisterin Nadja Zivkovic, Stadträtin Heike Wessoly, Stadtrat Stefan Bley

Er hat keine Sekunde gezögert, ist ins Wasser gesprungen und hat unter Einsatz seines Lebens einen jungen Mann aus einem sinkenden Auto gerettet. Für so viel Zivilcourage wurde dem Marzahner Hobby-Bootsfahrer Marcel Höfner (33) auf Vorschlag von Innensenatorin Iris Spranger (SPD) die Erinnerungsmedaille verliehen. Bezirksbürgermeisterin Nadja Zivkovic (CDU) nahm die Auszeichnung am Dienstagmittag im Rathaussaal vor. 

Es müssen Szenen wie aus einem Actionfilm gewesen sein, die sich vergangenes Jahr an einem knallheißen Augusttag im Teltowkanal abspielten. Marcel Höfner schipperte gerade mit seiner Lebensgefährtin Juliana Reimer und der elfjährigen Tochter Celina in Richtung Köpenick, als ein Auto mit Karacho über den Uferbereich hinwegfegte und hinter ihnen mit einem großen Knall auf dem Wasser aufschlug. Hinterm Steuer: ein junger Mann. „Ich habe noch gesehen, wie der Wagen durch die Gegend flog und vorn Qualm austrat“, erinnert sich Juliana Reimer auch ein Dreivierteljahr nach den Ereignissen noch, als wäre es gestern gewesen. 

 

Während die 33-Jährige umgehend den Notruf alarmierte, wendete ihr Partner das Boot und warf den Anker. Den Appell am anderen Ende der Leitung, sich vom Auto fernzuhalten, weil Gefahr bestehe, mitgesogen zu werden, ignorierte Marcel Höfner. „Mir war klar, dass es die Rettungskräfte nicht rechtzeitig schaffen würden. Schon Sekunden nach dem Aufprall war die Motorhaube unter Wasser.“ Also sprang er vom Boot, schwamm zum sinkenden Pkw und konnte noch im letzten Moment die hintere linke Tür öffnen. „Ich musste dafür jede Menge Kraft aufwenden und mich mit meinen Beinen gegen das Auto stemmen.“ Der Mann im Wagen war da schon auf die Rückbank geklettert. „Er sah mich an“, so Höfner. Dann sagte er die Worte, die einen heute noch schaudern lassen: „Was machst du hier? Ich wollte mich umbringen.“ 

 

Marcel Höfner aber ließ sich davon nicht irritieren. Beherzt packte er den Fahrer am Arm und konnte ihn, ohne dass dieser Widerstand leistete, herausziehen. Keinen Augenblick zu früh, wie sich zeigte. Denn kurz darauf versank der komplette Golf im Wasser. Der großgewachsene Gerettete konnte aber noch auf dem Dach stehen und wurde später von Einsatzkräften an Land gebracht. 

 

„Es hat bestimmt 15 Minuten gedauert, bis Feuerwehr und Polizei eintrafen, weil sie erst zur falschen Uferseite geeilt waren“, bemerkt Juliana Reimer, die auch Gaskartuschen im Wasser hat schwimmen sehen. Für sie sei das ein weiterer Hinweis darauf, dass der Mann in Selbstmordabsicht gehandelt habe. Und doch müsse letztlich ein Funken Überlebenswille dagewesen sein, sind sich beide sicher: „Er wäre sonst nicht vom Fahrersitz nach hinten geklettert und hätte sich auch nicht anstandslos von mir helfen lassen“, so Marcel Höfner.

 

Dieses Foto von der Rettungsaktion hat die kleine Celina vom Boot aus geknipst.
Dieses Foto von der Rettungsaktion hat die kleine Celina vom Boot aus geknipst.

 

„Das ist eine wirklich großartige Leistung und wahnsinnig mutige Tat, die mich extrem beeindruckt. Sie haben in dem Moment ihr eigenes Leben riskiert“, sagte die Bezirksbürgermeisterin bei der Verleihung. Die Auszeichnung gebühre aber ebenso seiner Lebensgefährtin, die während der Rettungsaktion pausenlos mit der Feuerwehr in Kontakt stand, merkte Nadja Zivkovic an. Bezirksstadtrat Stefan Bley (CDU) versäumte es als passionierter Rotkreuzler nicht, Marcel Höfner ein Engagement bei der Wasserwacht ans Herz zu legen. „Rettungsschwimmer können wir immer gebrauchen.“ – „Ich überleg’s mir“, erwiderte der couragierte Marzahner lachend.

 

Auch heute beschäftigen die Ereignisse ihn und seine Partnerin noch sehr oft. „Auch weil wir nicht wissen, was aus dem Mann geworden ist. Ich will einfach nur hören, dass es ihm besser geht, er vielleicht eine Therapie bekommen hat“, sagt Juliana Reimer. Doch eine Kontaktaufnahme ist aus Datenschutzgründen nicht möglich. Sie sollen die Hoffnung nicht aufgeben, meint Bezirksstadträtin Juliane Witt (Linke): „Vielleicht kommt ja in zehn Jahren jemand auf Sie zu und sagt: Ich habe lange nach Ihnen gesucht. Damals hatte ich eine schwierige Phase, aber jetzt bin ich froh, dass ich noch da bin.“

 

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