Medizin für und mit Frauen

Dr. Blanka Kothé ist neue Chefärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtsmedizin in Kaulsdorf

Medizin für und mit Frauen

Dr. Blanka Kothé hat die Nachfolge von Dr. Christian Göpel angetreten. Der wiederum leitet als Chefarzt künftig das künftig eigenständige Kontinenz- und Beckenbodenzentrum am Vivantes Klinikum Kaulsdorf.
Dr. Blanka Kothé hat die Nachfolge von Dr. Christian Göpel angetreten. Der wiederum leitet als Chefarzt künftig das künftig eigenständige Kontinenz- und Beckenbodenzentrum am Vivantes Klinikum Kaulsdorf.

Für eine starke und ganzheitliche Frauengesundheit stellt sich das Vivantes Klinikum Kaulsdorf neu auf. Seit 1. Mai 2023 ist Dr. Blanka Kothé neue Chefärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtsmedizin. Die Ostberlinerin bringt jede Menge Expertise auf dem Gebiet der Gynäkologie, der Geburtshilfe und der gynäkologischen Onkologie mit. Lange Zeit war sie als Oberärztin im anthroposophischen Gemeinschaftskrankenhaus Berlin Havelhöhe, am Sana Klinikum Lichtenberg und am Vivantes Humboldt Klinikum tätig. Den Standort hier fand Kothé immer schon attraktiv: „Ich mag kleinere Häuser wie dieses. Alles ist so viel persönlicher.“ 

Auch die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Mediziner:innen empfinde sie als enger. „Außerdem bin ich im Osten der Stadt verwurzelt und hier gut vernetzt.“ Und noch etwas spreche ihrer Meinung nach für Kaulsdorf: In Zeiten großer Umstrukturierungen im Gesundheitswesen sei das Krankenhaus eines mit Perspektive. Die Politik habe inzwischen dem dringend benötigten somatischen Neubau eine Zusage erteilt und damit ein wichtiges Signal für die Zukunft gesetzt. 

 

Moderne Gynäkologie: schonend und organerhaltend 

Angetreten ist Dr. Blanka Kothé, um die ihr anvertraute Klinik für Gynäkologie und Geburtsmedizin gemeinsam mit einem engagierten Team erfolgreich weiterzuentwickeln. Sie schaue mit Respekt auf die bevorstehenden Aufgaben. Noch größer aber sei die Freude und Gestaltungslust. Zumal personelle Verstärkung naht: Im Juli und September stoßen jeweils zwei neue Oberärztinnen hinzu. 

 

Um die Versorgung der Patientinnen auf ein neues Level zu heben, soll in der Gynäkologie der Ausbau von minimalinvasiven Verfahren vorangetrieben werden. Damit sind Eingriffe über kleine Hautschnitte oder natürliche Körperöffnungen gemeint. Sie versprechen eine schnellere Genesung, weniger Schmerzen und ein besseres kosmetisches Ergebnis. „Früher lagen Frauen mit einer Fehlgeburt nach der Ausschabung eine Woche lang im Krankenhaus. Der stationäre Aufenthalt nach einer Konisation, also der Entnahme von verändertem Gewebe am Gebärmutterhals, dauerte sogar zwei Wochen.“ Das alles sei „Schnee von gestern“. Heute gehe der Trend zu immer kürzerer stationärer Versorgung und Ambulantisierung. „Viele Frauen genesen gut in ihrem häuslichen Umfeld“, weiß Kothé, zu deren Schwerpunkten die schonende, organerhaltende Behandlung von Dysplasien, Endometriosen, Myomen und Karzinomen gehört. Zu all diesen Erkrankungen bietet die Chefärztin spezielle Sprechstunden an.

 

Spezialsprechstunden mit der Chefärztin

Dysplasien sind meist harmlose Zellveränderungen an der Vulva, in der Vagina oder am Gebärmutterhals, die mitunter entarten können und deshalb häufig als „Krebsvorstufen“ bezeichnet werden. Patientinnen kommen zu Dr. Blanka Kothé nach einem auffälligen Abstrich im Rahmen der jährlichen Krebsvorsorge beim niedergelassenen Frauenarzt oder der Frauenärztin. In der Sprechstunde kann der Verdacht oder Befund häufig mittels eines Untersuchungsmikroskops (Kolposkop) abgeklärt werden. „Oft ist gar keine Therapie notwendig, weil sich die Veränderungen selbst wieder zurückbilden.“ Ob und wann leichte Gewebeveränderungen entfernt werden, sei eine persönliche Entscheidung. Bei Dysplasien mit höherem Schweregrad wird hingegen zur Operation geraten. „Wir entfernen nur die befallenen Stellen und sind bestrebt, den Gebärmutterhals zu erhalten.“ So viel wie nötig, so wenig wie möglich, gelte auch für die operative Behandlung von Myomen (gutartige Tumoren der Gebärmutter) und für die operative Therapie der weiblichen Volkskrankheit Endometriose, die zu großen Schmerzen während der Menstruation, Kinderlosigkeit und sogar zu Darmbeteiligung führen kann. All diese Komplikationen werden zukünftig in Kaulsdorf behandelt werden können.

 

Auf Augenhöhe mit den Patientinnen kommunizieren

Generell sei es ihr ein großes Bedürfnis, gemeinsam mit den Patientinnen den für sie besten Behandlungsweg zu finden, sagt Kothé. „Ich möchte, dass die Frauen informiert sind und alle Möglichkeiten kennen“ – also Kommunikation auf Augenhöhe statt paternalistischer Medizin, bei der der Arzt sagt, wo‘s langgeht. In den Gesprächen gebe es viele Fragen zu klären, etwa zur Familienplanung, zum Sicherheitsbedürfnis und zum Organbezug. „Auch Patientinnen ohne Kinderwunsch kann der Gebärmuttererhalt enorm wichtig sein“, stellt die Ärztin klar. Allzu oft reduziere die Gesellschaft Frauen noch immer allein auf die Rolle der Gebärenden. 

Im Sinne einer ganzheitlichen Frauenheilkunde plant Dr. Blanka Kothé auch den Ausbau der psychosomatischen Angebote für die Gynäkologie und Geburtsmedizin. Der Bedarf sei riesig – ob bei Endometriose-Betroffenen, Krebspatientinnen oder rund um die Schwangerschaft.

 

 

 

Geburtsbegleitung: individuell, selbstbestimmt, sicher

Obwohl die Kaiserschnittrate in Kaulsdorf verglichen mit anderen Kliniken weiterhin niedrig ist, hat die neue Chefärztin in der Geburtshilfe den Anspruch, „noch interventionsärmer“ zu werden, weil die Vorteile einer natürlichen Geburt für Mutter und Kind einfach überwiegen: Es treten seltener Komplikationen auf. Außerdem soll eine vaginale Entbindung die Stillrate und Bindung zum Kind günstig beeinflussen. „Vor allem ist es für die Frauen ein starkes Empowerment, diese Geburtsarbeit zu schaffen. Sie bekommen danach eine immense Adrenalin-und Oxytocinausschüttung.“ Das Hebammen-Ärzt:innen-Team sei sehr erfahren darin, den Frauen zur Seite zu stehen, sie bedürfnisorientiert sowie traumasensibel zu begleiten und darin zu bestärken, selbstbestimmt zu gebären, erklärt Dr. Blanka Kothé, die wie ihre Oberärztinnen auch sehr viel Erfahrung auf dem Gebiet der vaginalen Geburten von Zwillingen und Beckenendlagen mitbringt. 

 

Mit starken Frauen zu mehr Gleichberechtigung in der Medizin

Spannend an der Frauenheilkunde finde sie, dass diese die gesamte Lebensspanne abbilde. „Zudem war ich schon immer ein politischer Mensch. Ich möchte, dass Frauen die Wahlfreiheit haben um ihre Potenziale entwickeln zu können. Das treibt mich an“, so Kothé. Allein das Thema reproduktive Gesundheit zeige, wie stark sich Politik und Gesellschaft nach wie vor in private Entscheidungen von Frauen einmischen würden. „Erst seit diesem Jahr haben wir Leitlinien zum Schwangerschaftsabbruch. Das war so ein harter Kampf und wir reden hier nur vom ersten Drittel der Schwangerschaft.“ Die häufig verkannte Krankheit Endometriose wiederum zeige beispielhaft, wie die Belange von Frauen nicht ausreichend Aufmerksamkeit in einer konservativ dominierten Medizin gefunden hätten. Betroffene werden auch heute noch oft mit ihren Beschwerden nicht ernstgenommen oder vertröstet: Regelschmerzen und Schmerzen bei der Sexualität seien halt normal. Die Folge: jahrelange Leidensgeschichten. Was Dr. Blanka Kothé hoffnungsvoll stimmt: Bei Vivantes gibt es heute eine ganze Reihe starker Frauen in Führungspositionen, die sich für mehr Gleichberechtigung in der Medizin einsetzen – unter anderem Prof. Dr. Mandy Mangler, die Trägerin des Berliner Frauenpreises 2022. „So können wir als Führungsteam in Berlin und über die Stadtgrenzen hinaus den Wandel gestalten.“