Öffentliche Trauerfeier im Bezirk
Würdevoller Abschied für Verstorbene, die niemanden mehr hatten
Kein letztes Geleit durch Hinterbliebene, kein Name oder Blumen an einem Grabmal: Auch in Marzahn-Hellersdorf gibt es Menschen, die einsam versterben. In diesem Jahr waren es bislang 172 – die Jüngste 26, der Älteste 95 Jahre alt. Um ihnen ein Gedenken zu bereiten, hat im Bezirk erstmals eine öffentliche Trauerfeier stattgefunden. Mitglieder der Verwaltungsspitze verlasen alle Namen einzeln. Mit Gedichten, einfühlsamer Musik und kleinen Botschaften wurden die Verstorbenen in der Studiobühne des Freizeitforums Marzahn würdevoll verabschiedet.
Ob an der Bushaltestelle, beim Einkaufen oder vor der Haustür: Uns allen laufen hin und wieder Menschen über den Weg, die unbeachtet ihren Alltag leben und eines Tages einfach nicht mehr da sind. Wer zu Lebzeiten keine Vorsorge für den eigenen Todesfall trifft und keine auffindbaren Angehörigen hinterlässt, wird vom Gesundheitsamt ordnungsbehördlich bestattet. Abgesehen von Namen, Geburts- und Sterbedaten wisse man wenig über diese Verstorbenen, sagte der für Jugend, Familie und Gesundheit zuständige Bezirksstadtrat Gordon Lemm (SPD) in seiner Begrüßungsrede. „Was wir aber wissen, ist, dass jeder und jede es verdient hat, als Mensch geehrt, genannt und auch gewürdigt zu werden.“ Mit der Trauerfeier solle ein Zeichen „des Respekts und der Mitmenschlichkeit“ gesetzt werden.
Sozialstadträtin Juliane Witt (Linke) verwies in ihrem Redebeitrag darauf, dass die Veranstaltung das Ergebnis eines Antrages der Bezirksverordnetenversammlung sei. Die Trauerfeier halte schmerzhaft vor Augen, wie viele Menschen trotz der Fülle von Angeboten gegen Einsamkeit nicht erreicht werden konnten. Das mache sie traurig, erklärte Witt, und nannte beispielhaft die Berliner Hausbesuche, den Ruhestandskompass und die Arbeit der Sozialkommissionen. „Ich freue mich aber sehr“, so die Stadträtin, „dass wir uns von dieser Traurigkeit, die auch ein bisschen ein Versagen von uns ist, nicht erschlagen lassen, sondern dass wir hier mit einer Tradition starten.“ Sie gehe fest davon aus, dass das Format weiterentwickelt und fortgeführt werde.
Neben ihr und Gordon Lemm waren auch Bezirksbürgermeisterin Nadja Zivkovic und Stadtentwicklungsstadträtin Heike Wessoly (beide CDU) zur Zeremonie gekommen, um die Namen der Verstorbenen zu verlesen. Umrahmt wurde die Feierstunde von musikalischen Darbietungen der Hans-Werner-Henze-Musikschule. Außerdem trugen Mitarbeiterinnen der Mark-Twain-Bibliothek Gedichte vor: „Was ist Sterben“ von Charles Henry Brent und „Wie wenn das Leben wär nichts andres“ von Theodor Storm. Zum Abschluss nutzten einige Gäste die Möglichkeit, auf kleinen Karten ihre Gedanken oder Botschaften an die einsam Verstorbenen niederzuschreiben.