Chefärztinnen-Tandem leitet Kaulsdorfer Frauenklinik

Erfolgskonzept weibliche Doppelspitze:

Chefärztinnen-Tandem leitet Kaulsdorfer Frauenklinik

Die Klinik für Gynäkologie und Geburtsmedizin am Vivantes Klinikum Kaulsdorf hat eine neue Leitung. Im Tandem, und nicht wie sonst üblich einzeln, sind Dr. Dorit Hanoldt und Elisabeth Kuptel-Krutz Mitte Mai angetreten, um die Frauengesundheit am Standort zu stärken. Damit hat das Haus nicht nur zwei erfahrene Medizinerinnen gewonnen, sondern eine Doppelspitze mit klaren Schwerpunkten.

Dieses Modell ist bewusst gewählt: Während Kuptel-Krutz die gynäkologischen Schwerpunkte vorantreibt, verantwortet Hanoldt vor allem die Geburtshilfe. Doch beide betonen, dass sie die Klinik gemeinsam führen und Entscheidungen gemeinsam treffen. Das erfordert zwar viel Abstimmung, aber bietet den Vorteil „gebündelter Fachkompetenz“.

„Ich bin bei Vivantes groß geworden und habe fast mein ganzes Berufsleben im Urban verbracht“, sagt Dr. Dorit Hanoldt, die an dem Kreuzberger Krankenhaus zuletzt 13 Jahre Leitende Oberärztin der Geburtshilfe war. Entsprechend schwer fiel ihr nach so langer Zeit auch der Abschied von der alten Wirkungsstätte und den Menschen dort. Aber auch zu ihrem neuen Arbeitsort, an den sie 2023 wechselte, hat die Ärztin eine besondere Beziehung. Sie wurde in Kaulsdorf geboren, hat hier ihr praktisches Jahr absolviert und wohnt ganz in der Nähe. „Der kurze Arbeitsweg ist auf jeden Fall ein Gewinn“, bemerkt sie. 

 

Gelebte Praxis: Individuelle Geburtsbegleitung

Über die Kaulsdorfer Geburtsklinik sagt Dr. Hanoldt. „Wir haben hier die Möglichkeit, die Frauen sehr individuell und familienorientiert zu betreuen.“ Die von Hebammenverbänden geforderte Eins-zu-Eins-Betreuung sei in einer vergleichsweise kleinen Geburtsklinik wie der in Kaulsdorf eher zu gewährleisten als in großen Häusern der Maximalversorgung, was nachweislich den Geburtsverlauf verbessere und dadurch das Risiko von Wochenbettdepressionen, posttraumatischen Belastungsstörungen und Bindungsproblemen des Neugeborenen reduziere. Mehr als 700 Babys jährlich erblicken im Krankenhaus Kaulsdorf das Licht der Welt. Die Sectio-Rate liegt mit 15 Prozent deutlich unter dem Bundesdurchschnitt (30 %). Das hängt zum einen damit zusammen, dass es generell weniger geplante, medizinisch notwendige Kaiserschnitte als in einem auf Risikoschwangerschaften und -geburten spezialisierten Perinatalzentrum gibt – ist aber keineswegs der einzige Grund, betont Dr. Hanoldt: „Wir nehmen uns hier mehr Zeit für die natürliche Geburt und auch dafür, unterschiedliche Positionen auszuprobieren, sofern die werdende Mutter das wünscht.“ Zwar verfügt Kaulsdorf über keine eigene Kinderklinik, aber die kinderärztliche Betreuung ist 24/7 sichergestellt. 

 

Breites Leistungsspektrum in der Gynäkologie

Wie ihre Kollegin verfügt auch Elisabeth Kuptel-Krutz über eine breite gynäkologische Expertise. Nach Stationen an mehreren Kliniken – darunter lange Jahre als Oberärztin am Universitätsklinikum Brandenburg an der Havel und zuletzt als Leitende Oberärztin sowie kommissarische Chefärztin am Immanuel Klinikum Bernau – liegt ihr fachlicher Fokus auf der Behandlung von Dysplasien, urogynäkologischen Erkrankungen, Frühstadien gynäkologischer Tumore und Endometriose – einer nach wie vor verkannten Krankheit, bei der Gebärmuttergewebe außerhalb des Uterus wächst. Betroffene leiden oft unter heftigen Unterleibsschmerzen, starken Blutungen und unerfülltem Kinderwunsch. Hier gehe es ihr darum, eine moderne Versorgung mit individuellen Therapiekonzepten zu etablieren. 

 

Spezialsprechstunden geplant

„Die Arbeit in einem Chefärztinnen-Tandem ist für mich eine große Chance – fachlich wie menschlich“, erklärt Elisabeth Kuptel-Krutz. Beide haben sich vorgenommen, spezialisierte Sprechstunden für Endometriose, Myome oder auch Dysplasien am Standort auszubauen und eng mit den niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen zu kooperieren, zumal viele Praxen in Marzahn-Hellersdorf stark ausgelastet sind. Der ambulante Versorgungsgrad mit Frauenärztinnen und -ärzten im Bezirk lag laut Kassenärztlicher Vereinigung vergangenes Jahr bei lediglich 83 Prozent. Manche Praxen können kaum neue Patientinnen aufnehmen. Insofern sind die Sprechstunden auch eine Chance, etwas Entlastung zu bringen. Sie dienen als Anlaufstelle bei speziellen Behandlungen und für Zweitmeinungen. 

Ohnehin sehen beide Chefärztinnen eine gute, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Einweisern und Niedergelassenen als eine ihrer Prioritäten an. „Wir haben die Gynäkologinnen und Gynäkologen bereits bei ihrem Stammtisch besucht und erste Praxisbesuche absolviert.“ Weitere stünden schon im Terminkalender, verrät Dr. Dorit Hanoldt. 

 

Auch ambulant gut aufgestellt

Da ihr Fachgebiet zu denen mit einem überdurchschnittlichen Ambulantisierungspotenzial zählt, sind Dr. Dorit Hanoldt und Elisabeth Kuptel-Krutz auch in diesem Bereich gefragt, das Angebot der Klinik künftig zu erweitern. Seit 2023 verfügt das Vivantes Klinikum Kaulsdorf über ein ambulantes OP-Zentrum. Wegen des gestiegenen Bedarfs ist bereits der Ausbau in Planung. Zu den häufig ambulant durchgeführten minimalinvasiven Eingriffen zählen Gebärmutterspiegelungen, Konisationen, Kürettagen, diagnostische Bauchspiegelungen, Sterilisationen und bestimmte Zystenentfernungen. Wo Vorerkrankungen oder fehlende häusliche Versorgung dies erfordern, werden aber auch weiterhin stationäre Aufnahmen erfolgen, machen beide deutlich. Schließlich gehe es darum, so Elisabeth Kuptel-Krutz, „immer die bestmögliche Lösung für die Patientin zu finden.“ 

 

Mit Empathie und Expertise

Frauen in allen Lebenslagen medizinisch zu begleiten und für sie da zu sein – bei der Geburt ihrer Kinder ebenso wie bei möglichen Erkrankungen – mit Empathie und Expertise, das ist der Anspruch beider Chefärztinnen. Dabei steht ihnen ein engagiertes multiprofessionelles Team aus Ober- und Assistenzärztinnen und -ärzten, Pflegekräften sowie Hebammen zur Seite. Gemeinsam wollen sie Bewährtes erhalten und neue Impulse setzen.