Schönheit und Kunst

Aktuelle Ausstellung im Projektraum Galerie M ist was fürs Auge

Schönheit und Kunst

Medienkunst von Namesi über Kästners Gedicht „Sogenannte Klassefrauen“
Medienkunst von Namesi über Kästners Gedicht „Sogenannte Klassefrauen“

Die erste Ausstellung des Jahres im Projektraum Galerie M (Marzahner Promenade 46) widmet sich dem Thema Schönheit und Ästhetik. Großformatige Gemälde in Öl oder Acryl auf Leinwand sind wesentlicher Bestandteil der etwa 60 Arbeiten umfassenden Konzeptausstellung. Aber auch Keramik, Holzkunst und mehrere Installationen der Medienkunst haben ihren Platz in der Schau gefunden. 

Schönheit ist als Begriff ebenso einfach wie widersprüchlich. Sie wird von außen bestimmt und findet Ausdruck in dem, was gerade Mode ist. So spielt die Schönheit – oder was als solche empfunden wird – in unser aller Lebensalltag eine wichtige Rolle. Kunsthistorisch betrachtet wurde Schönheit lange Zeit mit der Schöpfung abgeglichen. Das Maß der Dinge war die Natur und so findet man auch in der Ausstellung viel am Naturvorbild orientierte Malerei. Darüber hinaus sind aber auch abstrakte Arbeiten, Fotografie und vieles mehr zu bestaunen.

 

Insgesamt präsentieren sich in der Gruppenausstellung 30 Künstler:innen. Darunter viele Aktive aus den Reihen der Neuen Kunst Initiative (NKI) sowie nationale und internationale Gastkünstler:innen. Zwei sehr präsente Arbeiten (Acryl auf Leinwand) wurden von Stephanie Nückel beigesteuert. Sie ist für ihre besonderen Frauenporträts bekannt. Auf der Website der Künstlerin heißt es: Sie „singt den Frauen ein malerisches Hohelied, in dem sich Weiblichkeit in all ihrer Vielfalt und Schönheit, in ihrem Geheimnis entfaltet.“ Die Ausstellung will sich mit dem Thema Schönheit durchaus kritisch auseinandersetzen, was insbesondere in der Medienkunst zum Ausdruck kommt. Eine digitale Aufbereitung des Kästner-Gedichts „Sogenannte Klassefrauen“ und eine Art künstlerische Dokumentation, die die Schattenseiten der Modeindustrie in den Blick nimmt, sind dafür beispielhaft. 

 

Seit nun schon vier Jahren stellt die Neue Kunst Initiative in den Räumen an der Marzahner Promenade 46 aus. Marc Pospiech und Elena Kaludova bilden das ehrenamtliche Leitungsteam der vor 25 Jahren gegründeten Künstler:innenvereinigung mit Marzahn-Hellersdorf-Bezügen Fünf Ausstellungen mit einer Dauer von je zwei Monaten sind für 2022 geplant. In den dazwischenliegenden Umbauzeiten wird der Projektraum jedes Mal völlig neu und passend zum Thema der nächsten Ausstellung hergerichtet. „Wir haben den Anspruch vollständige Ausstellungen zu machen, mit dem gesamten Prozedere aus Jury, Kuratieren, Raumgestaltung“, sagt Marc Pospiech. Er freut sich, dass der Projektraum dafür beste Voraussetzungen bietet: Verschiebbare Wände ermöglichen eine variable Raumaufteilung und die Rigipswände eigenen sich ebenfalls bestens zur Umgestaltung. 

 

Die Initiative versteht den Projektraum als einen Ort, der zeitgenössische Kunst jedem zugänglich machen soll. Dabei geht es auch um Teilhabe. Zu jeder Ausstellung darf frei thematisch passende Kunst beigesteuert werden. Ob die einreichenden Personen studierte Berufskünstler:innen oder Laien sind, spielt keine Rolle. Tatsächlich wird ein großer Teil der Ausstellung von Leuten gestellt, die beruflich nicht künstlerisch tätig sind. „Dieses offene Konzept wird nicht von vielen so mitgetragen, aber wir denken, dass es die Vielfalt erhöht und auch den Zugang erleichtert“, sagt Marc Prospiech. Bevor die NKI die Räume nutzte, war hier die Kommunale Galerie M untergebracht, die ausschließlich Werke professionelle Künstler:innen ausstellte. Aus Gesprächen mit den Anwohner:innen habe man erfahren, dass dadurch das Niveau oft auch als „zu abgehoben“ und deshalb weniger attraktiv eingeschätzt wurde. Ohnehin sei es für viele Nachbar:innen nicht selbstverständlich, in eine Ausstellung zu gehen. Die Affinität dazu sei hier am Stadtrand weniger ausgeprägt als in anderen Bezirken. Vielleicht auch, weil vergleichbare Ausstellungsflächen in Marzahn-Hellersdorf doch rar sind und das Wissen fehlt, dass es auch Angebote direkt vor der Haustür gibt. 

 

Die Ausstellung „Schön“ ist noch bis zum 2. April 2022 zu besichtigen.

Öffnungszeiten: Di-Fr: 10-18 Uhr | Sa/Mo: 12-18 Uhr.

 

Sandra Völker